Liebe Laupheimer Kolpingsfamilie

ich weiß nicht mehr wo ich das Zitat gelesen habe und von wem es stammt, aber sinngemäß hat es folgendermaßen geheißen: „Bringe dich so ein, als käme es allein auf dich an und vertraue so, als käme es allein auf Gott an.“

Die nachfolgende Geschichte von Dr. Franz-Josef Ortkemper, bringt diese für mich zentrale Haltung der gelebten Christusnachfolge sehr eindrücklich auf den Punkt:

Ein Mönch hatte ein Leben lang streng gefastet und viel gebetet. Erwartungsvoll pochte er am Ende seines Lebens gegen das Himmelstor. Aber nichts rührte sich, es blieb verschlossen. Der Mönch ging in sich und dachte: "Ich hätte Menschen bekehren und nicht in meinen vier Wänden hocken sollen!" Also stellte er sich auf jeden Marktplatz und rief die Menschen zur Umkehr auf. Nach einem Jahr kehrte er zum Himmelstor zurück und klopfte erwartungsfroh an, doch nichts regte sich. Er ging zurück zur Erde und dachte: "Du hast immer nur gepredigt, aber nie selbst gedient", und er half als Krankenpfleger mit all der Zärtlichkeit und Liebe, zu der er fähig war. Dann schritt er ach einem Jahr wieder zum Himmelstor, klopfte voll Hoffnung an, aber wieder rührte sich nichts.

Nun setzte er sich enttäuscht und mutlos neben das Tor. Schließlich hörte er die Stimme eines Kindes "Komm, hilf mir! Ich will hier im Sand einen Tunnel bauen, aber alles bricht immer wieder zusammen.“ Und der Mönch kniete sich zum Kind und spielte mit ihm selbstvergessen, bis das Kind plötzlich rief: "Oh, wie schön! Schau doch mal die Sonne!"

Und er sah, wie feurig der Sonnenball im Meer versank. Da spürte er eine große Dankbarkeit und eine tiefe Freude in seinem Herzen und er hörte das leise Knarren der Himmelstür, die sich plötzlich öffnete.

Und so passt die Geschichte auch zum Jahr der Barmherzigkeit, welches Papst Franziskus für das Jahr 2016 ausgerufen hat. Barmherzigkeit ermutigt uns wach für den Nächsten und nicht zuerst besorgt für das eigene Wohl zu sein. Barmherzigkeit muss konkret und praktisch werden und ist eine Haltung, bei dem es um das Ganze des Lebens geht.
Gleichzeitig mahnt uns diese Geschichte, wie wichtig und sinngebend es ist den Augenblick zweckfrei zu leben. Und da ergeben sich plötzlich kleine Dinge in unserem Alltag, die Dankbarkeit und Freude schenken. Christusnachfolge führt in die Freiheit, macht dankbar, schenkt Leben, das nicht zu Ende geht, sondern in die Ewigkeit bei Gott hineinmündet. Den Himmel kann ich mir nicht verdienen - er wird geschenkt! Oder anders gesagt: Bringe dich so ein, als käme es allein auf dich an und vertraue so, als käme es allein auf Gott an.

Schwester Veronika Mätzler Anna-Schwestern, Franziskanerinnen von Ellwangen