Die katholische Kirche, der Missbrauchsskandal und der Zölibat

Die Frage, die in der aktuellen Krise der katholischen Kirche und auch im Zusammenhang mit dem synodalen Weg mithin am häufigsten gestellt wird, ist die Frage nach dem Umgang mit der Missbrauchskrise innerhalb der Kirche.

Als konsequente Antwort folgt dann gleich die Empfehlung, mit der Abschaffung des verpflichtenden Zölibats das Problem an den Wurzeln zu packen.

Als katholischer Priester sehe ich mich mit dieser Thematik natürlich auch ständig, direkt und indirekt, konfrontiert und muss mich mit der ganzen Breite und Tiefe des Problems auseinandersetzen.  Mit meinen persönlichen Überlegungen und Ergebnissen zu diesem Thema möchte ich, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, einen Beitrag zur allgemeinen Diskussion leisten.

Beginnen möchte ich meine Ausführungen mit einem Blick auf den sexuellen Missbrauch in unserer Gesellschaft überhaupt. Dieser Blick mag irritieren oder gar provozieren, verhilft aber zunächst zu einer objektiveren Einordnung des Themas.

Die Medien schreiben sehr viel über den sexuellen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Missbrauchsfälle aus anderen Bereichen des Lebens werden jedoch keineswegs so deutlich in den Fokus gerückt. Schaut man nämlich genauer hin, so findet die überwiegende Mehrheit der Fälle im familiären Umfeld statt. Auch in anderen Religionsgemeinschaften, in Vereinen, Schulen und Arbeitsfeldern passiert es. In offenen Gesellschaften wie in Deutschland ebenso wie in geschlossenen Gesellschaften, wie ich es aus meiner Heimat Indien kenne.

Mit dieser Feststellung will ich in keinster Weise den Missbrauch in der katholischen Kirche relativieren oder gar kleinreden. Denn der Umstand, dass die katholische Kirche einen sehr hohen moralischen Anspruch vertritt, führt eben auch dazu, dass der Missbrauch, der durch Kleriker geschieht, als umso schlimmer zu bewerten ist.

Ich verurteile alle Arten von sexuellem Missbrauch und besonders den in der Kirche, ohne Wenn und Aber.

Sexueller Missbrauch und seine Auswirkungen

Ich möchte um Ihre Aufmerksamkeit für das ganze Ausmaß des Problems bitten. Sexueller Missbrauch ist ein verbreitetes Verbrechen in unserer Gesellschaft. Er findet sich in allen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens. Sexueller Missbrauch und sexualisierte Gewalt kennen keine spezielle Gruppierung und keine Grenzen. Ich möchte es als ein Gift in der Gesellschaft bezeichnen, denn so wirkt es sich aus: Es führt letztendlich zum emotionalen (seelischen) Tod des Opfers. Die Wirkung und der Schaden bei den Betroffenen sind gleich, in allen Gruppierungen der Gesellschaft.  Wenn dem Missbrauchsopfer keine zeitnahe und passende Unterstützung und Behandlung zukommt, führt der Missbrauch zu einer „lebenslangen Gefangenschaft“ in Leid und Trauma. Ebenso sind Charakter und Motivation der Täter in allen Lebensbereichen, in denen Missbrauch geschieht, gleich: Letztendlich geht es um persönliche Triebbefriedigung auf Kosten eines anderen. Sexualisierte Gewalt ist ein Verbrechen, ein krimineller Akt, immer und überall, wo sie stattfindet. Deshalb sind Täter oder Täterin immer auch als solche zu benennen.

Sexueller Missbrauch und Machtmissbrauch

Eine wichtige Komponente, die mit diesem Geschehen in Verbindung steht, ist ein weit verbreiteter Machtmissbrauch. Hinter sexualisierter Gewalt steckt immer eine missbrauchte Machtposition, sei es von Seiten eines Priesters gegenüber Kindern oder Jugendlichen, oder eines Lehrers bzw. einer Lehrerin gegenüber Schülern und Schülerinnen.  Im Familienumfeld findet Missbrauch von Älteren gegenüber Jüngeren statt, im Sport und diversen Gruppierungen von Betreuern und Personen in Leitungsämtern gegenüber Abhängigen. Ein Missbrauch findet grundsätzlich dort statt, wo jemand seine Position, die ihm/ihr eine organisatorische, familiäre, persönliche und auch moralische Macht gibt, dazu ausnützt, abhängige Personen als sexuelle Objekte zu missbrauchen.

Wollen wir innerhalb der Kirche etwas gegen sexualisierte Gewalt und Missbrauch tun, so müssen wir an diesem Punkt sehr genau hinschauen: Wir müssen nicht nur Macht- und Hierarchiestrukturen hinterfragen, sondern auch ein Profil der Täter erarbeiten, die sich dieser Strukturen bedienen. Wir müssen für offenen Dialog sorgen. Wir müssen dafür sorgen, dass Machtstrukturen so aufgebaut und kontrolliert sind, dass sie nicht mehr zu Missbrauch und dessen Vertuschung führen können. Das ist aus meiner Sicht die Hauptarbeit, die wir als katholische Kirche zu leisten haben.

Der richtige Umgang mit Betroffenen

Und wie wollen wir mit den Betroffenen umgehen? Wir müssen den Opfern Glauben schenken, und zwar grundsätzlich immer.  Wir müssen die Betroffenen nicht nur finanziell unterstützen, sondern wir sind verpflichtet, ihnen einen Heilungsweg zu eröffnen, anzubieten und sie auf diesem Weg dauerhaft zu unterstützen und zu begleiten. Unter einigen neuen Initiativen möchte ich an dieser Stelle drei davon hervorheben: Die Einrichtung einer Seelsorge-Stelle für Betroffene sexuellen Missbrauchs im Erstbistum Paderborn ist in diesem Zusammenhang ein begrüßenswerter Schritt. Auch der am 12. September 2022 veröffentlichte Bericht über Aufklärung, Aufarbeitung, und Anerkennung des Missbrauchs sowie über die Prävention sexuellen Missbrauchs und die neue Reglung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart vom 01. April 2023 für Priester und Diakone, die sexuelle Übergriffe oder Missbrauch begangen haben, lassen hoffen.  Anders als bei einem Autounfall, bei dem eine Versicherungsfirma den Schaden finanziell begleicht und damit meistens alles erledigt ist, sind seelische und psychische Verletzungen nur durch lange, passende und achtsame Begleitung und Behandlung heilbar.

Die Rolle des Zölibats

Nun zu der Frage, die ich zu Beginn meiner Ausführungen gestellt habe: Führt der Pflicht-Zölibat zu sexuellem Missbrauch?

Häufig wird der Zölibat als Ursache für sexualisierte Gewalt innerhalb der katholischen Kirche genannt, und man erhofft sich eine rasche und gründliche Lösung des Problems durch dessen Abschaffung.

Ob der Pflichtzölibat abgeschafft werden soll? Auf diese Frage möchte ich erst in einem späteren Abschnitt meines Artikels eingehen.

Wie anfangs bereits angedeutet, sind die allermeisten Missbrauchstäter in unserer Gesellschaft keineswegs durch ein Zölibatsversprechen, sondern allenfalls durch ein Eheversprechen gebunden. Allein schon der Umstand, dass Kleriker prozentual nicht die häufigeren Täter sind lässt vermuten, dass der Zölibat in diesem Zusammenhang zumindest nicht die signifikante Rolle spielt, die man vermuten möchte, was übrigens auch von einer Reihe von Fachleuten (z.B. in der MHG-Studie) bestätigt wird. Dass es allerdings einen Täterkreis gibt, dem der Zölibat Unterschlupf geben kann (und gegeben hat) und der eben dieses zölibatäre Leben für sein Tun missbraucht, ist offensichtlich. Indes bringt der Umstand, dass auch Feuerwehrleute Brände legen, niemanden auf die Idee, die Feuerwehr abzuschaffen.

Der Zölibat und seine Bedeutung für die Welt

Der Zölibat ist eine Gnadengabe von Gott (1Kor 7,7), und es gibt viele Frauen und Männer, welche mit Freude und in der Fülle und nicht zuletzt zum Segen ihrer Mitmenschen damit leben. Diese Realität sollte wahrgenommen, anerkannt und respektiert werden. Wir dürfen auch in dieser Krise nicht übersehen, dass weltweit Millionen von Menschen leben und lebten, die durch den selbstlosen Dienst von zölibatären Frauen und Männern im Bereich von Bildung, Gesundheit und Seelsorge tätige Nächstenliebe erfahren und erfahren haben.

Zölibat und klerikale Ausbildung

Was ich jedoch für wichtig halte, ist die Notwendigkeit, das Thema Sexualität und zölibatäres Leben in der Ausbildung von Ordensfrauen und Priestern unbedingt zu thematisieren. Da, wo das nicht stattgefunden hat, muss es später mit entsprechender Achtsamkeit nachgeholt werden, vor allem bei denjenigen, die in ihren Teenagerjahren schon ins Priesterseminar oder in ein Kloster eingetreten sind. Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität ist dringend notwendig und zwar nicht allein zur Missbrauchsprävention, sondern auch für den persönlichen Lebensweg. Ein kürzlich veröffentlichtes Ergebnis einer Studie der Jesuitenuniversität Santa Clara in den USA bestätigt diese Ansicht.

Der Zölibat, eine Gnadengabe Gottes

Ich bin persönlich davon überzeugt, dass der Zölibat eine Gnadengabe ist. Es ist für mich eine Berufung Gottes. Eine Berufung zu einem Leben mit Gott in einer sehr tiefen und intensiven Gemeinschaft. „Inmitten der Kirche berufst du Menschen, sich Christus zu weihen und mit ganzer Hingabe das Himmelreich zu suchen. In ihnen offenbarst du deinen Ratschluss, uns Menschen die ursprüngliche Heiligkeit neu zu schenken und uns schon jetzt mit Freude an den Gütern der kommenden Welt zu erfüllen durch Jesus Christus.“ (Die Präfation von den heiligen Jungfrauen und Ordensleuten auf dem Messbuch.) Der Zölibat ist daher ein sehr kostbarer Schatz und Reichtum der Kirche.

Gott ist dreifaltig. Das Wesen Gottes ist grundsätzlich Gemeinschaft, Beziehung und Liebe. Gott hat dasselbe für den Menschen gewünscht, als er ihn nach seinem Ebenbild erschaffen hat, das wissen wir aus der Schöpfungsgeschichte. Eine Gnadengabe Gottes kann nicht gegen diese Grundordnung/dieses Wesen Gottes stehen. In diesem Sinne möchte ich auch den Zölibat platzieren. Auf den Zölibat ist auch ein Stempel dieses Grundwesen Gottes (Beziehung, Liebe und Gemeinschaft) gedrückt. Deshalb hat der Zölibat einen aktiven Teil neben dem passiven Teil. Auf der passiven Ebene steht der Verzicht auf eine körperlichen Sexual- Beziehung mit einer Partnerin / einem Partner. Normalerweise denkt man nur an diesen Teil, wenn man über den Zölibat spricht. Wir ignorieren den anderen, aktiven Teil dieser Lebensform. Der aktive Teil beinhaltet eine warme, tiefe, intensive Liebesbeziehung mit Jesus. Und das ist für mich der wichtigste Aspekt des zölibatären Lebens. Das ist für mich die Berufung und es ist ein sehr lebendiger Teil. Und dieser aktive Teil steht nebenher auch als Quelle der Energie für die zölibatären Menschen um ihr Leben in Liebe und in Hingabe für die Gesellschaft und für die Welt zu widmen. Deshalb erleben diejenigen, die diese Berufung wirklich haben, die Lebensform nicht mehr als Belastung und als schwer, sondern als sanft, leicht und begünstigend.

Wann wird der Zölibat schwierig?

Das oben angeführte Paulus-Zitat, das den Zölibat eine Gnadengabe Gottes nennt, will allerdings keineswegs suggerieren, dass er deshalb immer problemlos gelebt werden kann. Wenn jemand solch eine Berufung nicht hat, dann ist es enorm schwierig und weitestgehend unvorstellbar ein zölibatäres Leben zu führen.

Es gibt viele authentische Frauen und Männer, die sich mit guter Absicht im Gebet und nach gründlicher Prüfung für ein zölibatäres Leben entscheiden, um Christus tiefer zu folgen und um sich intensiver dem Dienst für die Mitmenschen widmen zu können, die aber im Laufe ihres Lebens damit nicht mehr zurechtkommen. Manche finden nach einer solchen Krise gestärkt zu ihrer Lebensform zurück und in einer noch tieferen Beziehung zu Jesus sogar zu noch mehr Erfüllung in ihrer zölibatären Lebensweise. Andere dagegen empfinden den Zölibat als zu schwere Belastung und entscheiden sich, aufzugeben und in ein Eheleben einzutreten. Wieder andere wählen die Unterdrückung ihrer sexuellen Bedürfnisse als Bewältigungsstrategie, um weiterhin zölibatär leben zu können, was nicht selten zu schweren Belastungen im weiteren Leben führt. Schließlich gibt es auch diejenigen, die ihre sexuellen Bedürfnisse in einer Art Parallelleben kompensieren und ihre schweren unmoralischen Geheimnisse im schlimmsten Fall mit ins Grab nehmen. Letztendlich verursachen sie mit dieser Lebensweise schwere Enttäuschungen und Verletzungen bei ihren Mitchristen und bei sich selbst.

Eine Diskussion über den verpflichtenden Zölibat halte ich vor diesem Hintergrund deshalb für nötig. Ich weiß natürlich auch, dass wir dadurch mit vielen neuen Fragen und Problemen konfrontieren werden, aber das Leben ist ja immer Prozess und Entwicklung.  Wir können die neuen Fragen und Probleme diskutieren und neue Lösungen für den Umgang damit gemeinsam suchen und finden.

Ist der Rücktritt des von damaligen verstorbenen Papstes Benedikt XVI. im 2013 aus dem Amt des Papstes, in diesem Zusammenhang ein Wegweiser für die Kirche in der Zukunft? In einem Artikel schreibt Theresia Kamp: „Benedikt XVI. hat mit dem Eingeständnis der eigenen Verletzlichkeit eine Gegenstrategie gezeigt, die wegweisend werden sollte. Ich wünsche mir, dass dieses Vermächtnis Benedikts (Er stand zu seiner Vulnerabilität, zu seiner Verletzlichkeit.), in die Priesterseminare und überhaupt in die kirchlichen Milieus dieser Welt eingeht: dass es keine Schwäche bedeutet, Schwäche zuzugeben.“

 Einerseits, wünsche ich mir liebend gern eine katholische Kirche, in der viele Frauen und Männer zu einem zölibatären Leben (wie ich es in seinem wahrsten Sinn beschrieben habe) wirklich berufen sind und es auch mit Freude leben. Anderseits, wünsche ich mir auch, dass die Kirche, denjenigen, die ein zölibatäres Leben in diesem wahrsten Sinne des Wortes nicht leben können, eine würdige und lebensbejahende Lösung anbietet. Dadurch öffnen wir eine Tür für eine neue Qualität, ein neues Klima, Authentizität, und eine neue Würde für das gesamte Leben in der Kirche.

Allerdings können wir auch einiges aus der Situation lernen, in der sich die evangelische Kirche befindet. Wir können auch die Austrittszahlen in beide Kirchen thematisieren und vergleichen. Wenn wir genau hinschauen, werden wir sehen, dass das Hauptproblem der aktuellen Krise ein ganz anderes ist. Das – religiöse - Leben dreht sich nicht unbedingt um das Thema Zölibat oder die Möglichkeit für Priester zu heiraten. Es geht um etwas viel Tieferes.

Für mich geht es um eine akut notwendige Entwicklung einer wahren und authentischen Spiritualität, die ihren Mittelpunkt in Jesus Christus und seiner Lehre hat, und die auch den Menschen in ihrer Lebenspraxis in der Welt sehr nahe ist und sie begleitet. Es geht um das Setzen neuer Akzente und das Finden neuer Wege, die den Menschen Sinn, Hoffnung, Trost und Heilung in ihrem Leben anbieten können und gleichzeitig ihnen helfen, das Göttliche in ihrem Leben zu finden und damit in Berührung zu kommen und es zu leben. Hier möchte ich einen Satz aus dem Artikel von Dr. Anna Grebe auf katholisch.de vor kurzem  zitieren: “Wenn sich Kirche nicht verändert, dann versündigt sie sich nicht nur an Menschen in Not, sondern auch an jenen, die sich gegen Armut und Gewalt engagieren und die Welt im Sinne der Botschaft Christi zu einem besseren Ort machen wollen.“ Und hier schließt sich der Kreis; dabei spielt das Thema Sexual-Moral eine ganz wichtige Rolle und es kann einen großen Beitrag leisten für die Verwandlung in eine authentische Kirche, besser ausgedrückt, in eine Kirche im Sinne Jesu. Jede Krise bietet ja stets auch neue Chancen.

Zusammenfassung und Ausblick

Alles in allem sehe ich KEINE direkte Verbindung zwischen zölibatärem Leben in sich und potentiellem Missbrauch, die eine Abschaffung desselben erfordern. Wie ich ebenfalls oben schon geschrieben habe, sind Charakter und Motivation der Täter überall die gleichen, egal, ob einer/eine mit einem zölibatären Versprechen, mit einem Eheversprechen oder gar nicht gebunden ist. Bei einem sexuellen Missbrauch geht es letztendlich um persönliche Triebbefriedigung auf Kosten eines anderen, unabhängig von der Lebensform eines Menschen, und dabei gibt es keine Gruppierung und keine Grenzen.

Ich plädiere ganz und gar dafür, dass wir das Thema sexueller Missbrauch in seiner ganzen Breite und mit all seinen Wurzeln sehen und nicht bei vordergründigen Diskussionen stehen bleiben. Besondere Bedeutung hat in diesem Zusammenhang neben einer gründlichen Analyse von Täterpersönlichkeiten und deren Motivation eindeutig das Thema Machtstrukturen und deren Kontrolle.  Wie oben schon festgestellt, lassen sich diese (Macht)strukturen jedoch nicht generell abschaffen. Möglich und dringend erforderlich sind jedoch neutrale und unabhängige Kontrollinstanzen mit offenen Augen und konsequentem Vorgehen, welche Wegschauen und Vertuschen unterbinden. Ombudsstellen, wie es sie z.B. in Österreich gibt, können in Einzelfällen verhindern, dass eine Hexenjagd stattfindet.

Letztendlich werden alle Maßnahmen scheitern, wenn ein Skandalfall nur dann zum Thema wird, wenn er ans Licht kommt, und danach schnell vergessen wird, bis zum nächsten Fall.  Wir müssen Methoden und Instanzen finden, mit denen wir sensibel und aufmerksam am Thema bleiben. So wie der Pflichtzölibat die Türen für potentielle Täter nicht generell öffnet, kann eine Abschaffung desselben diese auch nicht verschließen. Die Meinung, dass durch die Abschaffung des Zölibats dieser Missstand komplett und schnell aus der Kirche verschwindet, teile ich eindeutig NICHT.  

Dieses Übel hat ganz tiefe Wurzeln und benötigt einen sehr systematischen, verantwortungsvollen Umgang mit unterschiedlichen und wirksamen Lösungen einerseits auf der administrativen Ebene der Kirche, andererseits im  seelischen, psychischen und physischen Bereich  des menschlichen Lebens. Daran müssen wir arbeiten, wenn unsere Kirche das leben will, was wir predigen: „LEBEN in FÜLLE für JEDEN.“ 

Pfarrer Johny Vellavalliyil kommt aus Kerala, Indien und ist seit 2015 Pfarrvikar in der Seelsorgeeinheit Laupheim, Dekanat Biberach. Seit Dezember 2021 ist er inkardinierter Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Neben seinem Dienst in der Seelsorgeeinheit hat er in den letzten Jahren eine Ausbildung in der Systemischen Beratung durchlaufen. Momentan absolviert er eine Fortbildung in der christlich orientierten Trauma Beratung.