Geistlicher Impuls zum Kolpinggedenktag

„Die kleine Schraube“

Es war einmal eine klitzekleine Schraube, ein Schräubchen bloß. Sie war in ein großes Schiff eingebaut. Und sie hielt zusammen mit vielen anderen Schrauben, auch wesentlich größeren, eine schwere Stahlplatte fest an ihrem Ort.

Eines Tages wurde die kleine Schraube locker. Und sie dachte sich: “Was soll’s? Wozu soll ich weiter halten? Ob ich da bin oder nicht, ist ja egal! Auch ohne mich wird die Stahlplatte bombenfest halten. Dafür sorgen schon die vielen anderen Schrauben.”

Und so strengte sich die kleine Schraube nicht mehr an,...

widerstand dem Stampfen des Schiffs-Diesels immer weniger, lockerte sich mehr und mehr und war drauf und dran abzufallen und auf den finstren Grund des abgrundtiefen Ozeans zu sinken.

Als aber die anderen Schrauben merkten, dass die kleine Schraube aufgeben wollte, da riefen sie ihr zu: “Mach das bloß nicht! Wenn du fehlst, dann werden die Schwingungen noch mehr übertragen, sie werden sich noch mehr aufschaukeln, noch mehr Schrauben werden locker, die Platte könnte sich lockern oder gar abfallen, und am Schluss könnte sich, Gott behüte, das ganze Schiff auflösen! Oder es würde verschrottet werden. Und wir alle wären in Gefahr. Bleib! Halte fest!”

So riefen alle Bauteile des Schiffes – die Schrauben, die Muttern, die Gummidichtungen, die Platten, die Spanten, die Schiffsschrauben, die Ruder, das Radargerät, die Kojen, die Bullaugen – der kleinen Schraube zu: “Tu es nicht! Wenn du fehlst, sind wir am Ende womöglich alle verloren! Wir brauchen dich!”

Als die kleine Schraube das hörte, wurde sie wieder stärker, und zog an. Und das Schiff schwimmt noch heute auf dem weiten, azurblauen Ozean.

 

Verfasser Unbekannt