Trauernd – suchend – erkennend
Unterwegs zum Osterglauben

AuferstehungDer Monat April, für den dieser Artikel im Mitteilungsblatt der Kolpingfamilie verfasst ist, beginnt heuer am ersten Tag mit dem Osterfest. In den kommenden Wochen sind die Gottesdienste der Kirche von der Osterbotschaft geprägt. Wir hören in den Evangelien von den Aposteln und Jüngern, die trauernd – suchend – erkennend unterwegs sind und durch die Begegnung mit dem Auferstandenen zur Erkenntnis gelangen. In ihrem Weg spiegelt sich auch unsere eigene Lebens- und Glaubensgeschichte.
Trauernd unterwegs:
Schauen wir auf die Emaus-Jünger. Ihre Erwartungen haben sich nicht erfüllt, ihre Hoffnungen haben sich zerschlagen. Sie sind ganz mit ihrer Trauer beschäftigt, ihre Gedanken und Gespräche kreisen nur um das eine bedrängende Problem: Jesus ist am Kreuz gestorben. Sie haben für nichts Anderes mehr Augen, sind mit Blindheit geschlagen. Ähnliches widerfährt Maria Magdalena, die zum Grab kommt und Jesus zunächst nicht erkennt, sondern für den Gärtner hält. Bezeichnend für diese Haltung ist auch, dass die Jünger sich einschließen – sicher aus Furcht, aber eben auch, um mit ihrer Trauer allein zu sein. So etwas kann es auch in unserem Leben geben. Da ist die Trauer über den Verlust eines lieben Menschen, über verlorene Möglichkeiten oder vertane Chancen, über Leid und Not in der Welt, über Unzulänglichkeiten und Uneinsichtigkeiten bei den Mitmenschen, über die eigene Unvollkommenheit. Doch hat der Auferstandene die trauernden Jünger schrittweise aus ihrer Trauer und Abkapselung herausgeholt. Die Botschaft der Auferstehung ist von da an Grundlage der christlichen Verkündigung. Sie bringt auch heute Licht in das Dunkel unseres Lebens, sie kann uns herausholen aus unseren Bedrängnissen und Zuversicht schenken für unseren Weg.
Suchend unterwegs:
Die Frauen am Ostermorgen waren nicht nur trauerrnd unterwegs, sondern auch suchend. Auf dem Weg zum Grab machen sie sich Sorgen: Wer wird uns den Stein wegwälzen? Doch der Stein ist nicht mehr da und im Grab finden sie zwar nicht den Leichnam, aber Engel verkünden ihnen die Auferstehung. Sie berichten es den Aposteln, Petrus und Johannes eilen suchend zum Grab. Später gehen die Jünger auftragsgemäß nach Galiläa, um ihn dort zu suchen und zu finden. Zum Glauben gehört das Suchen und die Frage nach der Wahrheit. Unser Fragen ist oft mit Ängsten und Sorgen, Befürchtungen und Unsicherheit verknüpft. Wie wird es weitergehen? Was kommt auf uns zu? Wie wird es einmal beim Sterben? Doch haben wir sicher alle auch schon einmal die Erfahrung gemacht: Vieles von dem, was uns bedrängt, bedrückt und belastet hat, war dann auf einmal nicht mehr da. Wie viel leichter, einfacher und unkomplizierter wäre so manches in unserem Leben verlaufen, wie viele Sorgen hätten wir uns wirklich sparen können, hätten wir dem Vertrauen in unserem Leben einen größeren Raum gegeben! So lädt Ostern dazu ein: Wirf deine Sorgen auf den Herrn und gehe deinen Weg im Vertrauen!
Erkennend unterwegs:
Zur Erkenntnis gelangte Johannes, als er das leere Grab sah; die Frauen, als sie die Botschaft der Engel vernahmen; die Emaus-Jünger auf dem Weg und beim Mahl in der Begegnung mit Jesus; die Apostel in den Erscheinungen, als er mit ihnen redete und sich ihnen zeigte. Auch auf unserem Weg gibt es verschiedene Formen und Weisen der Erkenntnis. Da ist das Wort der Schrift, da sind die Sakramente, da ist das Gebet, da sind offensichtliche Fügungen, das ist die Begegnung mit Gläubigen und heiligmäßigen Menschen. Gerade solche Begegnungen sind von ausschlaggebender Bedeutung. Man kann auch in dieser Beziehung sagen: Unser Leben ist die Geschichte unserer Begegnungen. Gerade die Ostererzählungen machen es überdeutlich: Immer sind die Jünger und Frauen miteinander unterwegs und berichten einander, was sie erfahren haben.
Die österlichen Gottesdienste wollen uns wieder helfen, unseren Weg zu finden. Es ist ein Weg, auf dem wir trauernd – suchend – erkennend unterwegs sind.

Pfarrer i. R. Msgr. Franz Scheffold