Liebe Schwestern und Brüder

winterbild einsin der Kolpingsfamilie Laupheim, diese Tage erleben wir einen strengen Winter. Es ist mein vierter Winter in Deutschland, aber es ist der kälteste, den ich bisher erlebt habe. In Kerala/Indien, wo ich herkomme, haben wir überhaupt keinen Winter. Die niedrigste Temperatur in Kerala im Winter ist plus 15 Grad und so ist der Winter in Deutschland eine besondere Erfahrung für mich. Wenn es -10 Grad kalt ist und wir mit dem Auto über die Straßen rutschen, fragen wir uns manchmal: „Warum Winter? Warum braucht es das?“ Doch für die Natur hier ist der Winter sehr wichtig: Die Bäume erholen sich. Selbst manche Pflanzen brauchen Frost, um im Frühjahr wieder wachsen zu können. Und das ist die zweite Erfahrung, die ich beeindruckend finde: wenn im Frühjahr das Leben wieder aufwacht. Plötzlich wird alles grün, was vorher grau war, alles ist voller Farben, die Menschen kommen aus ihren Häusern und selbst die Vögel scheinen sich zu freuen. Wir haben bereits den dunkelsten Punkt des Winters hinter uns, abends wird es wieder heller. Auch in unserem Leben kennen wir „Winterzeiten“: wir haben das Gefühl, alles erfriert, vieles geht kaputt. Doch oft ist das Gegenteil der Fall: So wie der Winter der Natur eine Pause gibt und auf neues Leben vorbereitet, so ist es auch in unserem Leben. Manchmal gibt uns Gott eine Winterpause, eine Zeit, die schwierig erscheint, in der wir uns fragen „Warum muss das jetzt sein?“ Doch manchmal braucht es genau so eine Pause. Wir müssen ausgebremst werden, um langsamer zu fahren, Energien zu sparen, um dann im Frühling einen neuen Aufbruch wagen zu können. Seien wir gewiss: Gott begleitet uns durch den Winter und er schenkt uns einen neuen Aufbruch im Frühjahr. Für die persönlichen Winter dürfen wir sicher sein, dass Gott mitgeht. In der Natur dauert es bis dahin nicht mehr lange. Darauf dürfen wir uns schon freuen und den Frühling dann in vollen Zügen genießen!

Euer Pater Johny