der aufkommenden Industrialisierung vielfach dem „freien Spiel der Kräfte“ ausgeliefert: Wenige Reiche hatten das Sagen und beuteten die Lohnarbeiter zunehmend aus. Der Papst bezeichnete die Lage der Arbeiter als „sklavenähnliches Joch“. Die Lösung sieht Leo XIII. in einer neuen Haltung der Arbeitgeber und in einer Politik, die auf Solidarität und Verantwortung füreinander setzt. Der Papst macht sich stark für einen existenzsichernden Lohn für den einzelnen wie für seine Familie sowie für angemessene Arbeitsbedingungen. Der Papst hat zwar mit „Rerum novarum“ nicht die große Masse der Arbeiterschaft für die Kirche gewinnen können. Aber er legte mit dieser ersten Sozialenzyklika das Fundament für die katholische Soziallehre mit den drei  Grundpfeilern: Personalität (Menschenwürde), Solidarität (gegenseitige Unterstützung, vor allem der Schwachen), Subsidiarität (Hilfe zur Selbsthilfe). Davon wurden Adolph Kolping und seine Freunde inspiriert. Ihr Programm lautet: Jeder einzelne Christ verändert die Welt, wenn er christlich lebt. Er wusste, dass der Einzelne, auf sich allein gestellt, nur wenig zur Verbesserung der Verhältnisse beitragen konnte. Deshalb baute er zielstrebig die katholischen Gesellenvereine auf, die sich zum weltweiten Kolpingwerk entwickelten.
Vieles von dem, was Leo XIII. und seine Nachfolger forderten, ist heute selbstverständlich, so auch die Einführung eines garantierten Urlaubs.
Alle Welt spricht in den kommenden Wochen von Ferien: Schulferien, Semesterferien, Betriebsferien, Handwerkerferien. Wer freut sich nicht auf diese Zeit. Diese wollen wir in vollen Zügen genießen. Ferien – ein herrliches Wort. Selbst unser Glaube hat eine Vorliebe für Ferien. Ferien, dieses Wort kommt aus dem kirchlichen Sprachgebrauch. Ältere liturgische Kalender  sprechen nicht von Montag, Dienstag, Mittwoch…, sondern da heißt es feria prima, feria secunda, feria tertia … Danach sind offenbar jeden Tag Ferien. Denn dort, wo die Erlösung in unserem Leben zum Zug kommt, dort herrscht Freiheit; dort besteht jeden Tag Anlass zum Feiern. Wir sind nicht nur für Schule und Arbeit geschaffen. Es gibt etwas darüber hinaus: Ferien!

Das wünsche ich Euch allen. Pfarrer Wunibald Reutlinger, Bezirkspräses