Ich habe einen Traum
Kürzlich beklagte sich Bundestagspräsident Norbert Lammert über eine "zunehmende Verrohung der Sitten und des Umgangs miteinander" und meinte dazu: "Was wir in den sozialen Netzwerken an Stil und Form der Auseinandersetzung erleben, spottet oft jeder Beschreibung." Und er führte weiter aus: "Mich bestürzt, dass Woche für Woche Menschen auf die Straße gehen, die ihre vermeintliche Sorge vor der Islamisierung des Abendlandes bekunden, aber selbst nicht die Mindeststandards der Kultur unseres Landes einhalten, für die sie angeblich kämpfen."
In Anlehnung an die Rede von Martin Luther King "I have a dream" bei dem Marsch der Bürgerrechtsbewegung nach Washington im Jahr 1963 möchte ich meinen Traum erzählen:
- Ich habe einen Traum, dass Christen sich wieder neu an der Bibel orientieren und sich darüber Gedanken machen, wie Gottes Wort in unserer Zeit gelebt werden kann.
- Ich habe einen Traum, dass Christen sprachfähig über ihren Glauben werden und in einem wertschätzenden Dialog mit Andersgläubigen treten.
- Ich habe einen Traum, dass Christen mehr das Verbindende als das Trennende suchen.
- Ich habe einen Traum, dass Christen als Jüngerinnen und Jünger Jesu für Solidarität und Offenheit gegenüber Fremden stehen.
- Ich habe einen Traum, dass Christen aus der Erfahrung der Liebe Gottes ihr Leben mutig, (angst)frei und verantwortlich gestalten.
- Ich habe einen Traum, dass Menschen jeglicher Religion in Frieden miteinander leben und sich fur Menschenrechte und -würde stark machen. In einem Lied heißt es: Wenn einer alleine träumt ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit. Ich lade Sie ein, mit mir weiter zu träumen …
Schwester Veronika Mätzler
Generaloberin der Anna-Schwestern, Franziskanerinnen von Ellwangen