Zuversicht für 2022

Liebe Kolpinggeschwister,

ein Professor verteilt an seine Studentinnen und Studenten ein weißes Blatt mit einem schwarzen Punkt darauf. Sie sollen aufschreiben, was sie auf dem Blatt sehen. Alle konzentrieren sich ausnahmslos auf den schwarzen Punkt, auf dessen Abstand zum Rand des Blattes, seine Position, seine Größe. Niemand schreibt etwas über den weißen Teil des Papiers. Und der Professor bemerkt dazu:

Jeder konzentrierte sich auf den schwarzen Punkt – und das Gleiche geschieht in unserem Leben.

Wir haben ein weißes Papier erhalten, um es zu nutzen und zu genießen.

Aber wir konzentrieren uns immer auf die dunklen Flecken.

Die kleine Geschichte vom schwarzen Punkt ist wie ein Gleichnis für unser Leben. Wir spüren immer wieder: Wir sehen einen Teil der Wirklichkeit und blenden einen anderen aus. Wir beschreiben eine Seite unseres Lebens und geben ihr eine Deutung. Und wir sehen bei all dem schnell auf die dunklen Seiten dieser Welt und weniger auf das Licht, das leuchtet.

Die Geschichte vom schwarzen Punkt ist eine weihnachtliche Geschichte, denn sie verlockt uns zu einer großen Zuversicht und Hoffnung. Die Geburt des Kindes in der Krippe hat den Menschen damals gezeigt, dass ihr Leben, ihre Gegenwart und ihre Zukunft nicht festgeschrieben sind. Sie schöpften Zuversicht und Hoffnung und lernten, die Überraschungen und Zufälle ihres Lebens mit anderen Augen zu sehen.

Diese Zuversicht und Hoffnung sind es bis heute, die uns immer neu die scheinbar gesetzten Grenzen überschreiten lassen und unsere Aufmerksamkeit nicht auf die dunklen Flecken und scheinbar unlösbaren Herausforderungen der Welt, unserer Gesellschaft und unseres persönlichen Lebens richten, sondern auf den weißen Teil des Papiers, der so viel größer ist und den wir gestalten können.

Adolph Kolping hatte diese unbändige Zuversicht, die ihn ein wenig zum Weltveränderer machte und die ihn sagen ließ: „Das Christentum ist nicht für die Betkammern da, sondern zum Handeln“.

Wir wünschen euch alles Gute zum Neuen Jahr 2022 und die leidenschaftliche Zuversicht, als Kolpingmenschen entscheiden, gestalten und handeln zu können, um das, was wir erhoffen, zu verwirklichen.

Euer Geistlich Leiten-Team im Diözesanverband Rottenburg – Stuttgart

Claudia Hofrichter

und

Walter Humm Diözesanpräse