Heute hier, morgen da, bin kaum da, muss ich fort...

Die Worte der Überschrift kommen vielleicht bekannt vor. Sie stammen aus einem Song des Liedermachers Hannes Wader aus den 70er Jahren. Es sind Worte, die nicht nur zum unsteten Leben eines Liedermachers passen, sondern die zum Lebensalltag vieler Menschen geworden sind: „Heute hier, morgen da, bin kaum da, muss ich fort“. 

Wir sind ständig in Aufbruch und Bewegung. Die einen folgen den Erfordernissen des Berufs, die anderen versuchen das Netz mit vielen Freunden aufrechtzuerhalten. Dann gibt es das Privatleben: Hobby, Sport, Kultur, Urlaub. Vieles ist wunderschön, aber auch anstrengend. Nun will ich nicht in das Horn über die gottvergessene Zeit und das Getrieben-Sein des modernen Menschen stoßen. Denn irgendwie scheinen all‘ die vielen Aktivitäten zu einem erfüllten Leben dazu gehören. Aber sich immer wieder mal fragen, ob ein Weniger auch ein Mehr bedeuten könnte.

Stimmt es, dass wir unsere Lebenszeit nur mit ganz vielen Aktivitäten füllen müssten, damit wir am Ende sagen könnten, das Leben habe sich gelohnt? Birgt nicht das Zuviel die Gefahr, dass sich die Ereignisse aneinanderreihen und zu einem Brei verschwimmen? Wer heute da und morgen dort und übermorgen ganz woanders ist, der wird vieles aufnehmen und vieles davon auch wieder vergessen, weil wir eben nicht für einen Dauerinput geschaffen sind. Über ein gutes Gespräch muss nochmals nachgedacht werden. Die Eindrücke einer Reise müssen erzählt werden, damit sie nachklingen können. Und die Seele braucht Zeit und Ruhe, um hinter den Dingen den wahrzunehmen, von dem alles kommt und zu dem alles findet.

Adolph Kolping kann sagen: „Die Religion erzeugt mit der Ruhe, die sie dem Menschen gewährt, zugleich ein zufriedenes Gefühl, eine Heiterkeit“. Vielleicht ist die Gottlosigkeit unserer Zeit mehr das Ergebnis eines Lebens in der Daueraktivität, als das Ergebnis einer existentiellen Auseinandersetzung mit dem Glauben. Vielleicht kennen viele Gott nicht mehr, weil sie keine Zeit mehr für ihn haben.

Der Urlaub steht vor der Tür. Freizeit als freie Zeit? Gönnt euch diese Zeit, auch um euch zurückzubinden an den Ursprung allen Lebens. Dies schafft ein zufriedenes Gefühl, die Heiterkeit des Lebens.

Dies wünscht für die Urlaubszeit                                           Wunibald Reutlinger, Bezirkspräses