Liebe Schwestern und Brüder in der Kolpingsfamilie,

Es ist ein sehr schönes Geschenk, dass uns die Kirche ein Fest der Heiligen Familie macht. Sie stellt die Familie in den Mittelpunkt. Und sie möchte uns etwas Wichtiges schenken: dieses Fest lädt uns ein, über unsere Familien nachzudenken und unsere Familien zu einem Ort zu machen, an dem wir gerne leben. Nicht zu einem ermüdend perfekten Ort, sondern zu einem Ort, an dem Leben in Fülle, das Leben in seiner ganzen Fülle spürbar und erlebbar wird. Wie kann das aussehen?

Lasst mich am Anfang festhalten, dass am Fest der Heiligen Familie, glaube ich, ein Priester wie ich, der alleine lebt, die letzte Person auf der Welt ist, die über das Familien-Leben schreiben darf. Aber es ist so. Meine Grenzen kennend lasst mich trotzdem versuchen, ein paar Gedanken über die Familie zu formulieren.

Ich möchte meine Gedanken dazu unter mehrere Überschriften stellen:

1. Füreinander da sein: Als Familie ist es wichtig, dass wir füreinander da sind. Und ich meine damit Familie im weitesten Sinne. Wichtig ist, dass wir einander sehen und ernst nehmen, dass wir unser Leben teilen und mitteilen, die Freuden und die nicht so freudigen Momente, die Sorgen, Ängste und Nöte, genauso wie die Hoffnungen, Freuden und frohen Erwartungen. Wenn wir die anderen als Menschen sehen, die gute und schlechte Momente haben, dann können wir füreinander da sein und diese Momente miteinander teilen.

2. Aufgaben gerecht verteilen: Das Gute in einer Familie ist: es sind mehrere Leute da, die die Aufgaben des Lebens verteilen können. Niemand muss alles allein machen. Aber jeder muss etwas machen.

3. Bedürfnisse ernst nehmen: Wichtig ist es, die Bedürfnisse jedes einzelnen Familien-mitglieds zu sehen und ernst zu nehmen. Bedürfnisse verändern sich im Laufe des Lebens. Auch die Eltern dürfen auf keinen Fall ihre Bedürfnisse aus den Augen verlieren: nur Eltern die selbst ausgeglichen und zufrieden sind, können ihren Kindern gute Begleiter sein.

4. Zeit schaffen: Als Familie müssen wir Zeit füreinander schaffen.

5. Konflikte meistern: Niemand kann uns so sehr verletzen wie die Menschen in unserer eigenen Familie.

6. Unterwegs sein: Nichts ist fest, wie es immer schon war. Leben ist Veränderung und das spürt auch jede Familie.

Liebe Schwestern und Brüder, es gibt bestimmt kein Patentrezept, wie Familie gelingt, so wie es nicht das eine Modell von Familie gibt.

Aber ich möchte euch ermutigen, euch immer wieder in euren Familien und mit euren Familien auf den Weg zu machen. Baut daran, dass eure Familien ein Ort ist, an dem Leben in Fülle spürbar wird.

Gott segne alle unsere Familien!

Euer Pater Johny